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Appell zum Erhalt der Kühlhäuser |
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extern: Kühlhäuser Madrid umgebaut |
Die Proviantkammer der Stadt Berlin, der städtische Schlachtviehhof hat neue Kühlanlagen erhalten.
Wie bekannt, bedarf das frische Fleisch, um keine, durch Temperatureinwirkungen hervorgerufene Zersetzung zu erleiden, einer gleichmäßig kühlen oder vielmehr kalten Temperatur, die dem Zersetzungsprozeß Einhalt gebietet.
Zu solchen Zwecken werden in neuerer Zeit in großen Schlachthöfen umfangreiche Kühlanlagen errichtet, bei welchen zumeist in den Rohrleitungen kalte Flüssigkeiten zirkulieren, so daß die Luft stets bei einer Temperatur nahe dem Gefrierpunkt erhalten bleibt.
Um im allgemeinen das Physikalische des Kühlsystems begreiflich zu machen, sei es hier im kleinen an einem Experiment dargestellt: Verdampft man in einem Reagenzröhrchen Schwefeläther, in dem man Luft mittels Blasebalgs hindurchtreibt und steht das Röhrchen auf einem Uhrglas, das einige Tropfen Wasser enthält, so wird das Wasser gefrieren. Diesen Vorgang wiederholt man, den Verhältnissen der Anlage entsprechend, im großen.
In den Kühlanlagen des Berliner Schlachthofes wirken zwei mächtige Dampfmaschinen von einer Gesamtleistung von 400 Pferdekräften auf vier Kompressoren ein.
In den Kompressoren wird schweflige Säure die die Eigenschaft des Aethers teilt, einem so starkem Druck ausgesetzt, das sie im gasförmigen Zustande in das Kupferrohr des sogenannten Verdampfungsgefäßes - eines großen, zylinderförmigen Behälters - eintritt.
Da dieses Kupferrohr die eigentliche Kälteabgabestelle bildet, so lässt man es, um eine möglichst vorteilhafte Ausnutzung zu erzielen, schlangenförmig verlaufen.
Durch diese Anordnung ist es gelungen, 1000 Meter Rohr in einem einzigen Gefäß unterzubringen. Die Verdampferschlangen werden von einer Salzwasserlösung bespült, der sich die Kälte mitteilt und diese bis zur Verwendungsstelle weiterleitet.
Einfaches Wasser lässt sich für diesen Zweck nicht gebrauchen, da die Temperatur im Verdampfungsgefäß unter Null ist, Wasser also sofort zu Eis werden würde.
Durch den Zusatz von Salz aber wird der Gefrierpunkt hinausgeschoben, so daß es selbst in den ersten Minusgraden noch flüssig ist und die ihm zugewiesen Rolle präzise ausfüllen kann.
Gradezu wunderbar ist aber die Aufgabe der Luftkühlung selbst gelöst worden.
In den Kühlräumen soll nämlich nicht nur die Temperatur, sondern auch der Zustand der klaren Winterluft herrschen. Diese Bedingung wird durch einen unmittelbar auf die Luft einwirkenden Regen der angekühlten Sole erfüllt.
Aus einer an der Decke befestigten Röhre ergießt sich die Salzlösung über Kaskaden bildende Stufen, durch die die Luft hindurchstreicht.
Hierdurch erreicht man nicht nur eine gleichmäßige Kühlung und Reinigung der Luft, sondern auch deren genügende Trocknung, da das konzentrierte Salzwasser in dieser innigen Berührung wie ein Filter wirkt und jede Spur von Luftfeuchtigkeit begierig aufsaugt. In diesem Zustande gelangt dann die Luft in die Kühlräume selbst, geht hindurch und wird sofort wieder unter der Mitnahme aller Wärmeausdünstungen des aufbewahrten Fleisches und der in den Räumen arbeitenden Menschen von riesigen Ventialatoren aufgesaugt und zu den Kühlapparaten zurückgedrückt, sodaß eine ständige Zirkulation stattfindet.
Die Kühlanlagen des Berliner Schlachthofes können allen derartigen Anlagen der Welt an die Seite gestellt werden.
Aus einem Zeitungsartikel über die Kältetechnik auf dem Berliner Schlachthof in der Landsberger Allee
Eine Darstellung der Erweiterung der Kühlanlagen auf dem Schlachthof bietet das Zentralblatt der Bauverwaltung vom 9.September 1931 und vom 16. September 1931 das auf der Homepage des KOOPERATIVER BIBLIOTHEKSVERBUND
BERLIN-BRANDENBURG veröffentlicht ist.
Die Kältemaschinenanlage des Schlachthofes Berlin