Bolles Eisfabrik

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Appell zum Erhalt
der Kühlhäuser
Gegen die Abrisspläne historischer Bauplan Bericht zum Bauplan Text von 1927 Bedeutung und Technik
der Kühlhäuser
Einleitung Kühlhäuser extern:
Kühlhäuser Madrid umgebaut
Bolleufer

Das "Bolleufer" in Rummelsburg mit Blick auf den Palmkernölspeicher auf Stralau .

Die Luisenstadt – Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil
Edition Luisenstadt, Berlin 1995, ISBN 3-89542-023-9

Bolles Eisfabrik


von
Willi Schmelich

Als Carl Bolle in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (1860) am Landwehrkanal., Lützowufer 31, die erste Eisfabrik Berlins gründete (Natureis - die Initiative), ahnte er sicher nicht, daß Stangeneis für Kühlzwecke noch bis 1991 in einer seiner späterern Fabriken produziert werden würde.

Unter der Bezeichnung „Norddeutsche Eiswerke“ baute er einige Jahre später eine neue Eisfabrik (Natureis - die Initiative) in Rummelsburg.
1872 wurden die "Norddeutschen Eiswerke" in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Weil der Bedarf an Eis für Kühlzwecke ständig stieg, kaufte Bolle 1893 ein größeres Grundstück in der Luisenstadt, Köpenicker Str. 40/41, direkt am Spreeufer.

1896 entstanden hier ein Kühlhaus, eine kleine Eisfabrik und das dazugehörige Maschinen- und Kesselhaus sowie Pferdeställe und Nebengebäude.

Auf dem vorderen Grundstück wurde ein Kontor– und Wohngebäude gebaut.

In den folgenden Jahren wurde das Unternehmen ständig erweitert, modernisiert und umgebaut. Infolge der technichen Entwicklung der Maschinen, wie Dampferzeugungsanlage, Kompressoren, Eisbildner- und Förderanlagen, konnten die Produktion von Kunsteis und die Lagerkapazität in den Kühlhäusern erhöht werden.

Noch heute stehen einige Gebäude aus der Gründerzeit, die selbst die verherrenden Kriegsfolgen in der Luisenstadt überstanden. So die ältesten Gebäude, das Kühlhaus Nr. 2,3, 4 und 5 aus dem Jahre 1896, das Kessel-und Maschinenhaus sowie die neue Eisfabrik und der Wasserturm aus dem Jahre 1913.
Ebenfalls von den Kriegsfolgen verschont blieben das ehemalige Fabrikgebäude und heutige Kühlhaus Nr.8 und 9 aus dem Jahre 1921.

Der gesamte Kühlhausbetrieb und die Eisproduktion wurden mit eigenem Tiefbrunnen, Dampf- und Gleichstromerzeugern, Sole-und Luftkühlern und Eisgeneratoren aufrecht erhalten.

Nach 1945 wurde der Betrieb unter Sequester gestellt und bis 1948 vom Verband Berliner Konsumgenossenschaft treuhänderisch verwaltet.
Um 1949/50 war die "Norddeutsche Eiswerke AG" Pachtbetrieb des Konsum, und 1951 wurde der Konsum neuer Rechtsträger.
Am 01.01.1952 wurde der Betrieb "volkseigen" und hieß VEB Kühlhaus Süd-Ost. Heute ist er Teil der Berliner Kühlhaus GmbH.

Auf dem 10000 qm (17 000 qm - die Initiative) großen Betriebsgrundstück wurden, neben dem Kühlhausbetrieb mit einer Kaltlagerfläche von 8500 qm, bis 1951 etwa 240 t Stangeneis, ab 1952 etwa 120 t Stangeneis und 1971 noch etwa 60 t jährlich ( hier irrt der Autor, die Zahlen sind Monatsproduktionen ! Ein Becken fasste alleine 30 Tonnen Eis - Die Initiative) produziert.
Mit zunehmenden Aufkommen moderner Kühltechnik ging der Bedarf an Stangeneis rapide zurück, aber erst ab Oktober 1991 wurd die Produktion eingestellt.

Der Kühlhausbetrieb wird heute noch wie einst mit der alten Technik aufrecht erhalten.

Die Kraftstation, bestehend aus Kessel-und Maschinenhaus, liefert die Energie für alle Aggregate, Kompressoren, Solekühler, Luftkühler und Pumpen sowie die Wärmeversorgung der Nebengebäude.

Das Kesselhaus ist in seinem Urzustand erhalten.
Es besitzt einen Schornstein aus Ziegelmauerwerk mit einer Höhe von ca. 50m und einer oberen lichten Weite von 1,50 m.

Geheizt werden die zwei großen Dampfkessel heute noch mit Braunkohle.

Die voll unterkellerten Kühlhäuser sind sechsgeschossige Ziegelbauten mit einem flachen Pultdach.

Alle Decken sind aus Stahlbeton, die Wände mit Korksteinisolierung versehen, um die Kälte in den Räumen zu halten. Über Luftkanäle aus Holz werden die Kühlräume mit Kaltluft bis zu minus 12 bis 15 Grad ver- und entsorgt.

Der vertikale Transport von Gütern wird in den Kühlhäusern von alten Lastenaufzügen aus den Jahren 1924-38 und 1924-48 an den Aussenfassaden bewerkstelligt.

Das Einlagern von Lebensmitteln in dieser alten Einrichtung ist heute natürlich nicht mehr rentabel. Damit geht wieder ein Stück der alten Industriegeschichte in der Luisenstadt verloren.

Die Initative ist Herrn Schmelich sehr dankbar für seine Arbeit.

Herr Schmelich konnte die Geschichte noch an Hand des Firmenarchivs und von den historischen Bauzeichnungen nachvoll ziehen.

Leider gelten diese Dokumente ja seit dem Ende des Kühlhausbetriebes als verschollen.

Die Änderungen der Massezahlen beruht auf Aussagen von Zeitzeugen. Herr Schmelich hat den Betrieb der Eisfabrik und der Kühlhäuser in seiner Dokumentation "Das Kühlhaus in der Luisenstadt" 1993 per Video festgehalten.

2010... Gegen den Widerstand von örtlichen Initiativen und Verbänden, der Fraktion der Grünen von Berlin-Kreuzberg/Friedrichshain und Berlin-Mitte, der Stadtbaudirektorin Regula Lüscher, der Vorsitzenden des Ausschusses für kulturelle Angelegenheiten im Berliner Abgeordnetenhaus , Alice Stöver, aber auch bundesweit aggierender Verbände wie der Bundesstiftung Baukultur, dem Bund Deutscher Architekten, aber auch von Bundestagsabgeordneten von SPD und CDU, der Bundestagsfraktion der Grünen sowie dem stellvertretenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse beginnt die TLG Immobilien GmbH im Mai 2010 mit dem Abriss der denkmalgeschützten bis Dato ältesten Kühlhäuser Europas, den ersten Kühlhäusern Berlins und damit mit der Zerstörung des Denkmalensembles.


Kein Abriss der Eisfabrik (geschafft !!)
Kein Abriss der Kühlhäuser


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