Eisschrank aus der Heimatstube Malchow
Aus:
Das Leben im Bild, No 27a, 1917
Verantwortlicher Redakteur: Siegbert Salter, Berlin W 30 - Verlag und Kupfertiefdruck: Otto Elsner Akt.=Ges., Berlin S 42 Oranienstr. 140-142
Wenn nicht wichtige Ereignisse unsere Aufmerksamkeit beansprucht hätten, wäre im vergangenen Jahre die Gelegenheit gewesen, das 125 jährige Jubiläum des Eisschranks zu feiern.
Am 17. August 1791 nahm Le Bas in Paris das französische Patent Nr. 6 auf seine Erfindung, in mit Eis gefüllten Behältern frisch geschlachtetes Fleisch, Fluß- und Seefische innerhalb Frankreichs versenden zu dürfen.
Diese Erfindung bildet den Grundgedanken zu dem Eisschrank von heute dessen Geschichte zeigt, daß sich alles auf der Welt langsam aber sicher demokratisiert.
Der Eisschrank war anfangs kein Bewohner des Hausganges, des Vorflures oder der Küchenbalkone, wie dies gegenwärtig zumeist der Fall ist, sondern das vornehme Tischmöbel des Speisezimmers; in seinen Schiebekästen wurden Wein und feine Liköre - der richtige Feinschmecker genießt überliererungsgemäß auch Liköre nur eisgekühlt - aufbewahrt.
Focard Chateau gab diesem mehr zierlichen als praktischen Möbel erst die handliche Form, die der heutigen ein wenig ähnlich ist.
Der ihm patentierte Eisschrank (Patent Nr. 92 vom 1. August 1801) bestehend aus vier ineinander stehenden Kästen, in deren Zwischenräumen von 2 bis 3 Zoll Weite, Holzkohle, Wolle, gehacktes Stroh getan wurden.
Im Jahre 1822 waren in Deutschland Eisschränke noch selten in Gebrauch; mit der Erzeugung billigen Kunsteises hat sich aber auch dieser wirtschaftliche Sommergast bei uns immer weiter ausgebreitet.
Ersparnisse an Eis lassen sich erzielen, wnn man die jedesmalige Eisfüllung in Tücher einschlägt, wodruch rasches Abschmelzen des Eises verhindert wird.
Mindestens allwöchentlich sind der Aufbewahrungsraum für Speisen und Getränke und der eigentliche Eisbehälter gründlich zu reinigen; es erfolgtdies am besten bei den mit Zinkblech ausgeschlagenen Kästen, indem man die Wände, die Ober- und die Unterseiten der Roste mit Zinnkraut oder feinem Sand oder Asche scheuert, mit kaltem Wasser nachspült, trocknet und den Schrank durch öffnen der Türen einige Zeit lüftet.
Wunderwirkungen darf man aber selbst vom besten Eisschrank nicht erwarten; die Haltbarkeit leicht verderblicher Nahrungsmittel ist auch an diesem Ort zeitlich nur beschränkt.
Dr. U. G.
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