Den gesamten Text zu den Bildern finden Sie im unteren Teil.
In Amerika begann die Gewinnung von Eis für die Bevölkerung schon viel früher als in Europa.
Der Pro Kopf Verbrauch war auch immer höher. Auch mit Einführung der Kältetechnik blieb die Pro - Kopf Kaltlagerfläche deutlich über der in Europa.
Die Kälteindustrie war um 1900 der zweit stärkste Wirtschaftsfaktor der amerikanischen Industrie.
Das Bild zeigt einen Eisspeicher in Amerika, die den Eisspeichern in Europa zum Vorbild dienten.
Hier noch zu einer Zeit, das sich die Dampfmaschine noch nicht durchgesetzt hatte und die "Aufzüge" über Pferdekräfte angetrieben wurden, dem System, nach dem auch Lasten beim Bauen von Häusern bewegt wurden, falls sich schon mal jemand gefragt hat, wie z.B.13 Meter lange Deckenbalken in unsere alten Häuser transportiert wurden, als es noch keine Kräne oder elektrischen (oder auch dampfgetriebenen) Aufzüge gab..
Im Bild links oben sehen wir das innere des Eisspeichers, wo die Eisplatten die Rampe herutergeschossen kommen und von den Arbeitern möglichst lückenfrei aufgestapelt werden mußten.
Nochmal im Detail die Funktion des Aufzuges - Das Pferd zieht ein Gewicht, das dem mehrfachen Gewicht der zu hebenden Last entspricht und mit einem Seil verbunden ist, welches oben und unten über Rollen läuft.
In diesem schönen Bild sind die Arbeitsgänge der Eisernte zu sehen.
Nach dem die Fläche von Schnee befreit ist, wird das Eis mit einem Plug (links vorne im Bild) in Quadrate angerissen. Die doppelte Schiene sorgt für einen immer gleichen Abstand der Linien. Durch das Anreissen können die Arbeiter rechts im Bild das Eis in gleichmässig große Stücke schneiden, was sowohl für die effektive Lagerung als auch für die Haltbarkeit des Eises im Speicher wichtig ist.
Der Arbeiter in der Mitte des Bildes flösst die gelösten Eisplatten über den zuerst freigemachten Transportkanal zum Eisspeicher.
Eisgewinnung und Eishandel in Nordamerika.
(Siehe das Bild auf Seite 437.)
Hunderte von großen amerikanischen Schiffen befassen sich jetzt alljährlich mit der überseeischen Ausfuhr des Eises, während der Verbrauch desselben in Amerika ungeheuer ist, so daß die Gewinnung des Eises für beide Zwecke zu einem wichtigen Erwerbszweige erwuchs, der im Winter Tausende und aber Tausende von Händen beschäftigt und in seiner größten Ausdehnung und Schwunghaftigkeit besonders am Houdson oberhalb der Stadt New-York betrieben wird.
Dutzende von großen Handelsgeschäften verwenden ein bedeutendes Kapital und Raffinement auf das Einsammeln des Eises und dessen Aufstauen bis zur Ausfuhr oder zum Verbrauch, was in gewaltigen, viele Stockwerke hohen, hölzernen Gebäuden am Ufer der Flüsse geschieht. Die Schilderung des dabei beobachteten rationellen Verfahrens dürfte unsere Leser um so mehr interessiren, als ja neuerdings auch bei uns das Eis ein gesuchter Verbrauchsartikel geworden ist, welcher – abgesehen von seiner Verwendung in der Heilkunde – nicht nur für Bierbrauer und Konditoren, Fleischer und Wirthe u.s.w., sondern auch für jede Haushaltung zur Unentbehrlichkeit geworden ist.
Die Gewinnung des Eises geschieht folgendermaßen:
Wenn man die Eisdecke einer gewissen Strecke des Flußbettes oder eines See´s oder Weihers ablösen will, so bedient man sich zunächst des von einem Pferd gezogenen Eispfluges, um damit nach einer bestimmten Richtung parallel tiefe Furchen im Eise zu ziehen. Ist man mit einer bestimmten Anzahl derselben zu Stande gekommen, so verstellt man den Eispflug und zieht mit demselben genau unter einem rechten Winkel andere Furchen oder Streifen quer über die ersteren, wie wir das auf der untersten Abtheilung unseres Bildes S. 437 gewahren.
Hierdurch bildet sich eine schachbrettartige Zeichnung auf dem Eise, welche die Oberfläche desselben in möglichst genaue Quadrate theilt, die nun von Arbeitern mittels einer mehrzinkigen starken Gabel, des sogenannten Eismeißels, losgesprengt und von anderen Arbeitern im Wasser bis zu den Eismagazinen (die wir im Hintergrunde der erwähnten Abtheilung unseres Bildes als hohe doppelgiebliege Gebäude erblicken) hineingeschoben werden.
Der Grund, warum das Eis in genau viereckige Tafeln von je ungefähr zwei Fuß in´s Gevierte zu gewinnen trachtet, liegt darin, daß sich von denselben durch regelmäßige Aufstellung auf der Kante und dicht neben und über einander unendlich mehr in einem gegebenen Raum unterbringen und dauernder gegen die Einwirkung der Atmosphäre schützen lässt, als wenn man sie in beliebig geformten Stücken regellos über einander werfen würde. Sind diese Eistafeln zu Wasser bis in die nächste Nähe der Eismagazine geschoben, wie wir dies auf der größeren oberen Zeichnung sehen, so werden sie auf geneigten Bahnen in die Eishäuser befördert.
Diese auf tüchtige Zimmerung ruhenden hölzernen Bahnen dienen zur Versorgung der verschiedenen Stockwerke des Eishauses und sind deshalb in sinnreicher Weise mit Ausschnitten von verschiedener Länge versehen, die den Thüren der einzelnen Etagen entsprechen.
Ist der Eisblock am Fuß der geneigten Bahn angekommen, so legt man ihn an die sogenannte "Scheere", einen eisernen Doppelgriff mit Kette, die an das Ende eines vom Pferde gezogenen Taues befestigt ist. Zieht das Pferd am anderen Ende an, so wird der Eisblock leicht auf der Rutschbahn bis zur entsprechenden Thür emporgehoben, wo er dann von einem Arbeiter empfangen und von der Scheere abgelöst und von einem anderen auf einer zweiten Rutschbahn (siehe die Abbildung rechts in der Mitte) in das Innere des Eishauses befördert wird.
Unsere obere Zeichnung zur Linken zeigt diese Rutschbahn im Innern und die Art und Weise, wie man die Blöcke mit Haken dann bis dahin stößt, wo sie aufgestaut und bis zum Verbrauche aufbewahrt werden. Durch dieses rationelle Verfahren lassen sich in einem einzigen derartigen Eishause Hunderttausende von Centnern Eis unterbringen.
Das Eis wird mit einem Patanoster in die Eisspeicher transportiert, die von einer Endloskette angetrieben werden.
Übersicht über die Tätigkeiten bei der Eisgewinnung am Hudson River (1874)