Die Kühlanlage des Schlachthofes
der Stadt Heilbronn

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In einer Eisfabrik
Bericht von 1895
Text eines
Denkmalschützers
Die
Eismaschine
Rummelsburg
1886
Natureisgewinnung
bei den
Norddeutschen Eiswerken 1896
Brand bei den
Norddeutschen Eiswerken

erbaut von der Maschinenfabrik Esslingen

aus einem Dokument um 1890


Mehr und mehr macht sich in den Städten das Bedürfnis nach Vieh- und Schlachthöfen geltend, und zugleich darnach diese Anlagen mit gekühlten Fleischhallen zu längerer Aufbewahrung frischen Fleisches zu versehen. Die Zeichnung auf Tafel 1 stellt eine Fleischhalle dar, wie solche für die Stadt Heilbronn im Frühjahr 1890 ausgeführt worden ist. Das System Osenbrück, nach welchem diese Kühleinrichtung gebaut ist, hat auch schon in den Städten Bremen, Bernburg, Beuthen, Cottbus, Dortmund, Erfurt, Greifswald, Lennep, Pirna, Remscheid, Stolp, Zittau und Kopenhagen Anwendung gefunden und hat sich überall bestens bewährt. Im wesentlichen unterscheidet sich die Kühlanlage von den nach dem System von Linde u.a. ausgeführten dadurch, dass bei ihm nicht die Luft mittelbar durch Berührung mit Kühlröhren gekühlt wird, in welchen kalte Salzlösung umläuft, sondern dass die Luft mittels Gebläse durch eine gekühlte Salzlösung hindurchgetrieben wird, an welche sie aufgenommene Feuchtigkeit und Gärungskeime abgiebt. Die Luft wird also nicht in die Kühlhalle eingeschlossen, sondern ist beständigem Umlauf, der so bemessen ist, dass stündlich eine 12malige Lufterneuerung bezw. Luftwaschung und -kühlung stattfindet. Dieser Luftumlauf hat noch den besonderen Vorteil, dass die Fleischoberfläche abgetrocknet wird, ohne besonders Gewicht zu verlieren.
Das Ergebnis dieser Anordnung ist, dass in dieser Kühlhalle die Luft immer rein bleibt. Dass das in anderen Systemen nicht in demselben Maße der Fall ist, davon hat sich eine Kommission des Magistrates der Stadt Heilbronn, welche zum Studium und zur Entscheidung über das zu wählende System eine große Anzahl von Kühlhallen besuchte, überzeugt.
Die Kühlhalle ist 16,3 m lang und 11,6 m breit. Unter ihr befindet sich eine zweite, welche erst in Benutzung kommen wird, wenn die obere nicht mehr ausreicht.
Die Maschinenanlage ist sofort für beide Kühlräume passend gebaut; die überschüssige Kälteleistung wird zur Eisfabrikation verwandt.
Die Kühlung erfolgt in der Weise, dass die in der Halle erwärmte Luft ununterbrochen vermittels des Sauggebläses E durch die Rohrleitung d abgesaugt wird. Die Röhren d liegen dicht unter der Decke der Halle; durch Schlitze auf ihrer nach oben gerichteten Seite tritt die erwärmte Luft ein, nachdem sie von der kühleren Luft nach oben gedrängt worden ist.
Die Sauger E befördern die Luft durch die Röhren a in die beiden Kühler K. Die Kühler sind cylindrische Gefäße mit einer aus Sektoren zusammengesetzten Schraubenfläche.
Auf dieser Fläche läuft die an der höchsten Stelle eintretende Kühlflüssigkeit hinab, und ihr entgegen bewegt sich die unten hineingeführte Luft. Zwischen den einzelnen Sektoren der Schnecke sind geringe Zwischenräume; hier bilden sich Wasserschleicher, welche die Luft passieren muss. Sie wird dadurch gewissermaßen gewaschen und von jeglicher Beimischung befreit. Gekühlt und gereinigt verlässt sie sodann die Kühler oben durch die Röhren b und wird durch diese den Verteilungsröhren c zugeführt. Diese Röhren sind an ihrer unteren Seite durchlocht. Durch die Löcher wird die Luft in die Halle gedrückt, wo sie von oben nach unten sinkt und so stets die wärmere Luft nach oben drängt. Letztere wird wieder nach den Kühlern geführt usw.
Die nötige Kühlflüssigkeit wird in dem Generator G der Eismaschine erzeugt und durch die Zentrifugalpumpe J oben in die Kühler befördert. Sie durchläuft diese und tritt dann wieder in den generator zurück, wo sie von neuem abgekühlt wird.

Schlachthof Heilbronn
Oben:    Schnitt durch Kessel- und Maschinenhaus
Unten:    Schnitt durch Kühlhallen, Luftkühlraum und Eisfabrik

Kühlhalle Heilbronn
Fleischkühlhalle, Luftkühlhalle, Eisfabrik, Maschinen- und Kesselhaus, Hackerei

Der Vorgang in der Kühlmaschine ist folgender. Die arbeitet mit wasserfreiem Ammoniak. Durch den Kompressor C, welcher unmittelbar durch die Dampfmaschine D angetrieben wird, wird das Ammoniak aus dem Kondensator G beständig abgesaugt und dann in das Rohrsystem des Kondensators B gedrückt. Durch den Druck und stete Abkühlung durch kaltes Wasser (Brunnenwasser) wird hier flüssig. So gelangt es in ein Sammelgefäß und von dort durch eine enge Rohrleitung nach dem Generator G. In dem Rohrsystem des letzteren herrscht infolge stetigen Saugens des Kompressors ein niedriger Druck, 1,5 bis 2 Atm., wodurch ein sofortiges Verdampfen des flüssig eintretenden Ammoniaks bewirkt wird.
Zum Verdampfen ist Wärme nötig, welche der das Rohr umgebenden Flüssigkeit entzogen wird.
Vom Generator, in welchem die Eiszellen aufgehängt sind, macht das Ammoniak seinen Weg nach dem Kompressor zurück, usw.
Das Kühlwasser, welches die Zwillingspumpe L aus dem Brunnen holt, wird durch den geschlossenen Kondensator in einem Behälter unter dem Dach befördert, wo es für die Schlachthauszwecke zur Verwendung steht. Durch den Kondensator wird es etwa um 8 Grad erwärmt, aber in keiner weise verunreinigt.
Ein anderer wesentlicher Vorzug der Osenbrückschen Kühlmaschine besteht darin, dass gar kein Ammoniakverlust stattfindet, es sei denn, dass sich der Wärter eine grobe Nachlässigkeit zu Schulden kommen lässt.
Die Kühl- und Eismaschine erfordert zum Betriebe einschließlich der Ventilatoren und Wasserpumpen nur etwa 41 industrielle Pferdekräfte.
Die Dampfmaschine hat 350 mm Bohrung, 600 mm Hub, arbeitet mit Kondensation und macht mit Rücksicht auf den angekuppelten Kompressor nur 65 Umdrehungen in der Minute.
Die zwangsläufige Ventilsteuerung ist die erste Ausführung nach D.R.-P. No. 48833 (Erfinder Hr. Ingenieur H. Widnmann in München) 1). Das nachstehende Diagramm zeigt ihre Wirkungsweise.
Die Kessel sind nach bekanntem Tenbrinkschem System mit rauchverzehrender Feuerung gebaut und nach dem Kammersystem eingemauert. Es wird mit ihnen eine etwa 9,5 fache Verdampfung erzielt.
Die Dampfmaschine ist etwas stark gewählt (für 45 Pferdekräfte Normalleistung), weil die Aufgabe gestellt wurde, auch noch 4 Hackmaschinen mitzubetreiben und sämmtliches nötige Wasser für den Schlachthofbedarf in einem Behälter zu fördern. Ebenso muss der Kessel mit 40qm Heizfläche neben den Bedürfnissen des Kühlhausbetriebes auch noch sämmtlichen Dampf zur Erwärmung zur Erwärmung der Brühbottiche im Schlachthause liefern. Eine früher vorhandene Kessel- und Pumpenanlage ist dadurch in Wegfall gekommen. Dieser für die Vereinfachung

Kühlanlage Heilbronn

des Betriebes so nützliche Umstand erschwerte andererseits bis jetzt die Beurteilung des Nettoverbrauchs der Kühlanlage und eine genaue Ertragsberechnung. Diese wird weiter erschwert durch den Umstand, dass der Betrieb nicht das ganze Jahr in gleichmäßiger Weise stattfindet, und dass beim Eiskauf bis jetzt ebenfalls nicht mit festen Preisen zu rechnen ist. Doch ist schon so viel feststehend, dass der Eisverkauf, auch bei den niedrigsten Normalpreisen, die Betriebsausgabe für Kohlen und Arbeitslöhne reichlich decken kann. Die Ausgabe für Wartung ist ebenfalls nicht ausschließlich zu Lasten der Kühlanlage zu rechnen, weil Maschinenbetrieb schon vorher vorhanden war.

Die Gebühr, welche für die Benutzung der Hackmaschine mit M1 für 50 Kg gehacktes Fleisch, und die Miete mit M30 für 1 qm Grundfläche, welche für die Benutzung der Halle bezahlt wird, sichern nach allen vorhandenen Überschlägen eine hinreichende Verzinsung des Anlagekapitales.
Abgesehen davon hat aber die ganze Anlage großen kaufmännischen und gesundheitlichen Werte: ersteres dadurch, dass die Schlächter in die Lage kommen, einzukaufen, nicht wenn grade das Bedürfnis drängt, sondern wenn sich sich grade günstige Gelegenheit bietet, und gesundheitlichen Wert dadurch, dass die Gefahr vermieden wird, dem städtischen Verbrauche halbverdorbene Ware oder ganz frisch geschlachtetes Fleisch zuzuführen. Das frühere Auskunftsmittel, das Fleisch auf Eis zu legen, hat bei weitem nicht dieselben Wirkungen, weil die große Feuchtigkeit Ansehen und Güte des Fleisches verdirbt.


Kein Abriss der Kühlhäuser!!
Kein Abriss der Eisfabrik!!!!


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